„Malagash“ von Joey Comeau. Übersetzt von Tobias Reußwig.

Ab 14 Jahren

 

Malagasch, eine lange Straße, eine verschlungene, rot gepflasterte Schlaufe in der Heimatstadt von Sundays Dad. Dorthin ziehen Sunday und ihre Familie, um die letzten Lebenstage ihres Vaters in einem Hospiz zu begleiten. Er stirbt gerade an Krebs. Ihre Mutter und ihr kleiner Bruder verkraften die Situation nicht sehr gut, aber Sunday hat einen Plan: Sie nimmt alles, was ihr Vater sagt, mit ihrem Telefon auf, kopiert diese Aufnahmen auf ihren Laptop und sortiert sie in Phrasen, Sätze oder Geräusche. Alles ist wichtig, denn es liegt so viel Bedeutung in jeder dummen kleinen Sache, die wir von uns geben, und es ist die Stimme ihres Vaters. Ihr Vater, an den sie sich erinnern will. Manchmal hört sie sich die Aufnahmen an, um sich zu beruhigen. Aber das ist nicht der Grund, warum sie ihren Vater aufnimmt. Sie nimmt ihn auf, weil sie ein Computervirus schreibt. Ein Computervirus auf der Basis seiner Worte, seiner Witze, seines Lachens und seiner Geschichten. Das Virus soll in die Welt hinausgehen und für immer auf den Festplatten von Fremden leben und dort sehr leise Dinge wiederholen, die ihr Vater gesagt hat. Jedes Wort, das sie aufgenommen hat. Wie das Echo in einen leeren Raum. Wie ein Geist. Unsterblich. Aber je mehr sie aufnimmt und je näher der Tag des Abschieds rückt, desto mehr merkt Sunday, wie viel es noch zu hören und sehen gibt.

 

In kurzen Kapiteln und knappen Sätzen erzählt dieses wunderbare Buch in knapp 130 Seiten sensibel und sich auf das Wesentliche konzentrierend vom Abschiedsprozess einer trauernden Familie. Joey Comeau macht das klug, komisch und sehr berührend, indem er geschickt Banales und Existenzielles sehr authentisch miteinander verwebt.

 

Joey Comeau, Malagash

Hardcover

136 Seiten

Verlag: Luftschacht

18,00€


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